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Nachdem wir nach dem ersten Auftritt wieder alles im Proberaum aufgebaut hatten, begannen wir wieder mit Üben und überlegten, was wir als nächstes angehen sollten. Einen Auftritt hatten wir schon absolviert; was braucht eine Musikgruppe sonst noch – ja, eine Schallplatte; also wurde beschlossen eine Single aufzunehmen. In dieser Zeit entstanden dann auch die beiden Stücke „Cloudwalk“ und „Horizon“. Diese wurden auserkoren auf die Platte gepresst zu werden. Wir fanden in Köln ein Aufnahmestudio, das preislich noch zu bezahlen war; das Studio Airport. Es hatte einen großen Aufnahmeraum mit Schlagzeugkabine und Flügel. Der Eigentümer war ein älterer Herr, der schon im Ruhestand war. Er hatte einen Techniker eingestellt, der jetzt alles im Studio regelte. Zu dieser Zeit probten wir mit Bruno Baum, der in Bad Münstereifel ein Musikgeschäft hatte. Ich fing mit Bruno mit den Keyboardaufnahmen an. Das dauerte den ganzen Tag, weil wir alles noch als Midi-Dateien in einen PC eingaben. Der Standard-Musikcomputer war damals der Commodore 64 mit dem Midi-Mehrspur-Sequenzerprogramm Pro-16 von Steinberg. Uns ist dabei aufgefallen, das Cloudwalk einfach zu lang war für eine Single, also haben wir das Stück etwas schneller gespielt, umso an 3:30 min ranzukommen. Danach waren Fix, Achim und Helga an der Reihe und nahmen Drums, Git- und Bass-Spuren auf. Das dauerte auch wieder einen Tag. Man kann sich natürlich im Studio nicht zu viel Zeit nehmen, da alles viel Geld kostete.
Studioarbeit kann schnell langweilig werden, weil ja nur einer mit seiner Aufnahme beschäftigt ist und die anderen Kaffee trinken und rumalbern.
Anstrengend fand ich auch den letzten Tag im Studio, das Abmischen der Aufnahme. Den ganzen Tag hörten wir die beiden Stücke.
Abmischen ist so eine Sache, ich glaube jeder würde das anders machen und natürlich sein Instrument nach vorne mischen. Der Techniker vom Studio Airport war auch keine Leuchte, erst mal kam er mit unserer Musik nicht klar und wenn man etwas von ihm wissen wollte, sagte er „ich bin nicht Euer Produzent“. Er zeigte nicht viel Interesse und dachte nur an die nächste Woche. Nach uns kamen nämlich die Toten Hosen, die das Studio drei Wochen gebucht hatten. Sie nahmen in diesen drei Wochen das Album „Never mind the Hosen here´s die Roten Rosen“ auf. Das waren Coverversionen von alten Schlagern als Punkrock.
Unsere Aufnahmen haben wir nach Wiesbaden geschickt. Dort sollte die Single hergestellt werden. Nach Wochen bekam ich eine Probepressung, die extrem schlecht war. Man musste am Verstärker Höhen und Bässe verstellen, um sie überhaupt einigermaßen hören zu können. Unser Techniker vom Studio Airport hatte echt Mist gebaut. Irgendwas muss beim Abmischen schief gelaufen sein. Daraufhin hab ich mit Wiesbaden gesprochen und die meinten, wir müssten zum Presswerk kommen und direkt vor Ort das ganze nochmal mit Equalizer und sonstigen Geräten nachmischen. Natürlich haben wir zugesagt und für einen Samstag einen Termin gemacht. Das Problem war nur, das wir nach unserer normalen Probe am Freitag noch ins „Erftstübchen“ gegangen sind. Dort wurde es richtig spät und wir hatten uns so richtig zugeknallt. Wir haben so ein Durcheinander getrunken; das konnte nicht gut gehen (z.B. Wodka mit Fisch). Ich bin dann am nächsten Tag mit Bruno losgefahren mit einem Kater vom Allerfeinsten. In Wiesbaden saßen wir in einem Raum und hörten uns wieder und wieder unsere Aufnahmen an und haben so gut es ging das Ganze neu abgemischt. Anschließend sind wir noch was essen gegangen, aber mir schmeckte es nicht und hab es stehen gelassen. Ich hatte gedacht, das wären noch die Nachwirkungen vom Freitag, aber Bruno hat alles aufgegessen und hatte am nächsten Tag eine Lebensmittelvergiftung.
Nach zwei Wochen kam dann eine weitere Probepressung und die war wesentlich besser als die Erste. Hiermit konnten wir leben und gaben unser okay zum Pressen. Harald Kohns sollte unser Cover gestalten, aber wir hatten bis jetzt noch nichts gesehen. Harald braucht immer den Zeitdruck und plötzlich ging es ganz schnell und wir hatten unser Cover. Für jede Single musste das jetzt gedruckt und gefaltet werden; Folien für den Umschlag wurden zusammengeschweißt und die Single einzeln die in die Umschläge sortiert.
Jetzt konnten wir also loslegen und unsere Single verkaufen. Natürlich erst im Bekanntenkreis in der Kneipe oder auf der Arbeit. Ich habe auch welche mit nach Irland genommen wo ich vier Wochen gearbeitet habe. Sie lief dort auch in der Disco. In Ibiza machten wir Urlaub und dort lief sie in unserer Stammkneipe. Wenn man sich das mal überlegt, heute wissen Jugendliche gar nicht mehr was eine Single ist, die kennen nur noch MP3.