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Bevor wir uns von unserem Proberaum verabschieden mussten, lag noch Karneval an. Zwei Rosenmontagszüge hatten wir schon mitgemacht und immer mehr von unseren Freunden waren so begeistert davon, dass sie dieses Jahr auch unbedingt mitmachen wollten. Also wurde eine Versammlung einberufen (diese Treffen waren immer gut und endeten eigentlich regelmäßig in einer Party). Hier sollte ein Motto gefunden werden. Favorit war schließlich die Idee, so etwas wie der Guru Bhagwan in Indien zu machen.
Der hatte in den 80zigern echt viele Anhänger und war öfter im TV zu sehen, wie er aus einem seiner Rolls Royce seinen Sanyassins zuwinkte. Diese trugen orangene Kleidung sowie eine Mala, eine Holzkette mit 108 Holzkugeln und einem Bild des Meisters. Das war unsere Vorlage. Wir besorgten uns Stoff und dann wurden Kutten genäht. Aber wer machte den Guru? Zuerst, glaube ich, wurde Josef Zimmermann favorisiert, aber den brauchten wir ja nicht zu fragen, weil er Rosenmontag hinter der Theke seiner Kneipe stand. Dann fragte ich meinen Vater und der sagte sofort zu. Er fand die Idee richtig gut und freute sich schon drauf.
Mein Vater war also unser „Guru Hermann" und wir seine Jünger. Das konnte nur lustig werden und alle waren voll bei der Sache. Die Kutten waren fertig, fehlten noch die Halsketten und Bilder vom Guru, die wir während des Zuges trugen. Sogar Autogrammkarten haben wir gemacht. Dann wurde der Wagen gebaut und verdammt bunt angemalt. Ein Thron wurde gebaut und Guru Hermann hat sich nach Weihnachten nicht mehr rasiert. So kam er echt gut rüber und wir haben uns köstlich amüsiert.
Es wurde ein Rosenmontagszug, den wir so schnell nicht wieder vergessen sollten. Einige hatten nach dem Umzug blaue Knie vom Kniefall vor dem Meister, andere waren heiser vom 'Guru Hermann' rufen.